Das Einzige, was an der Oberfläche erscheint, sind sechs minimalistische Kuben aus Stahlrahmen und Glas – eine direkte architektonische Übersetzung von LeWitts "unvollständigen Kuben". Sie sind bewusst leicht geneigt und unregelmäßig platziert, um einen Kontrast zur Strenge der Umgebung zu erzeugen. Gleichzeitig bilden sie Lichtöffnungen, Eingänge und Installationsobjekte, die den Ort markieren und als Teil einer skulpturalen Gesamtkomposition wirken.
Raumsequenz und Besucherführung
Die Besucher betreten das Gebäude durch einen dieser Kuben und gelangen über eine Treppe in die Tiefe. Auf dem Weg nach unten werden sie entlang der Wandzeichnung geführt – eine Hommage an LeWitts Wandmalereien, die die Bewegung durch den Raum begleiten. Im zentralen Ausstellungsraum sind die 122 Varianten der Kuben aufgestellt, flankiert von den zugehörigen Diagrammen an den Wänden – ganz im Sinne der konzeptuellen Strenge LeWitts.Die Dachlandschaft ist durch eine Vielzahl unterschiedlich hoher Körper gegliedert, die Licht einfallen lassen und eine komplexe Raumwirkung erzeugen. Auch sie referenzieren die modulare Sprache der Werke, ohne sie zu imitieren.
Dialog mit dem Ort
Nachts wirkt der Baukörper als Teil der Lichtinstallation im Landschaftspark: Das Licht aus dem unterirdischen Raum scheint durch die gläsernen Kuben nach oben, schafft ein Spiel von Licht und Schatten und tritt so in Dialog mit der bestehenden Lichtkunst von Jonathan Park. Damit fügt sich der Entwurf nicht nur architektonisch, sondern auch atmosphärisch in den Ort ein.
Entwurfsziel
Im Rahmen der Übung Grundlagen des Entwerfens bestand die Aufgabe darin, im Landschaftspark Duisburg-Nord ein Ausstellungsgebäude für zwei Werke einer ausgewählten Künstlerin zu entwerfen. Ziel war es, auf der Basis einer vorhergehenden Ortsanalyse eine räumliche Idee zu entwickeln, die sich mit dem Werk der Künstlerin intensiv auseinandersetzt und einen passenden architektonischen Ausdruck findet. Der Ort, die Bewegung der Besucher, die Lichtführung und die räumliche Qualität sollten dabei als integrale Bestandteile der Entwurfsidee verstanden und gestalterisch übersetzt werden.
Entwurfsidee
Für meinen Entwurf habe ich den amerikanischen Konzeptkünstler Sol LeWitt gewählt, einen der wichtigsten Vertreter des Minimalismus. Zwei seiner Werke standen im Mittelpunkt meiner Auseinandersetzung: die "122 Varianten unvollständiger offener Kuben", und die farbintensive Wandzeichnung #1152. —Beide Arbeiten sind systematisch, geometrisch und zugleich in sich poetisch. LeWitts berühmtes Zitat – „The idea becomes a machine that makes the art“ – wurde zum Ausgangspunkt meiner konzeptuellen Überlegungen.
Architektonische Umsetzung
Die gewählte Position für den Neubau liegt auf Grundstück– ein Ort mit industriell geprägtem, komplexem Bestand aus Rohren, Silos und alten Hallen. Statt einen weiteren massiven Baukörper in die dichte Struktur zu setzen, entschied ich mich für einen zurückhaltenden Eingriff: Das eigentliche Ausstellungsgebäude liegt unter der Erde – reduziert, klar und in seiner Materialität dem Werk LeWitts entsprechend.